Erkenntnis 1: es gibt nur den Dähler...
Wenn man an einem MINI (oder BMW) in der Schweiz eine Leistungssteigerung durchführen möchte, die durch eine Garantie abgedeckt ist und auch noch zugelassen ist, gibt es eigentlich nur Dähler in Belp. Dähler ist dahingehend und wie ich recherchieren konnte der einzige Veredler, dessen Leistungssteigerungen alle mit einem DTC-Gutachten und Garantie zu haben sind. Dieser Umstand, namentlich dass Dähler offenbar als einziger alle seine Leistungssteigerungen der DTC-Prüfung unterzieht, lässt sich der Veredler auch dementsprechend fürstlich bezahlen - was ich ausdrücklich einfach als Feststellung hier niederschreibe und es nicht werten möchte. Denn ja, ~3'000.- für eine einfache Leistungssteigerung (inkl. Einbau, Garantie und DTC-Gutachten) durch Software-Optimierung und ~7'000.- für Software, Downpipe, LLK und Luftfiltereinsatz sind meines Erachtens sehr viel Geld und ein ca. 2-3mal so hoher Preis wie bei anderen Anbietern, aber wenn man dafür ein "Rundum-Sorglos-Paket" mit Gutachten und Garantie bekommt - und das auch wirklich nur beim Dähler bekommt - dann soll Dähler dafür auch einen entsprechenden Preis verlangen. Ich bin studierter Ökonome und kann das absolut nachvollziehen, auch wenns für mich in meiner Situation scheisse ist.
Natürlich gibt es viele, viele weitere Anbieter, die Leistungssteigerungen für MINI im Allgemeinen und den R60 im Speziellen anbieten. In der Schweiz bin ich auch auf TNC (SKN), S.P.A.R.C., ultimate-mini.ch, Racechip, Tech Tuning und mehrere - mehr oder weniger - seriöse "Hinterhof-Werkstätten" (auch hier: nicht wertend!) gestossen. Aber entweder bieten all diese Hersteller schlichtweg keine Leistungssteigerungen für den R60 an (sondern nur für R55/R56/R57) oder dann nur ohne Gutachten / Zulassung und/oder ohne Garantieübernahme.
All das führt mich zu...
Erkenntnis 2: Ab ins Ländle...
Wenn man seinen MINI in wirklich gute, professionelle, versierte und erfahrene Hände geben möchte, muss man nach Deutschland ausweichen - wo der Markt und die Angebote bereits sehr, sehr viel umfangreicher sind: Laptime Performance, Tuningwerk, AC Schnitzer, Arden, Wetterauer, SKN, DS Motorsport, Simon Motorsport, JP Performance, Sidney Industries, B&B, Nowack, Hartge. Aber eigentlich bleiben auch in Deutschland nur eine Hand voll wirklich namhafter "Experten" übrig, wenn es um sinnvolles, fachmännisches, (einigermassen) standfestes und spezialisiertes Tuning für MINI geht: Krumm, Gigamot, Schirra, a-workx und Dynamic Automotive.
Problem hierbei für uns Schwitzer: selbst mit einem deutschen Gutachten für die Leistungssteigerung wird es einfach enorm schwierig, eine in Deutschland erworbene oder verbaute Leistungssteigerung in der Schweiz eintragen zu lassen. Dazu kommt: das ganze Garantie-Thema ist bei einem Tuning aus Deutschland vermutlich noch sehr, sehr viel umständlicher als bei einem Tuning aus der Schweiz, was mich zur dritten Erkenntnis führt...
Erkenntnis 3: Gutachten, Eintragung und Legalität - gaaaaanz schwieriges Thema...
Ich komme zum Schluss, dass das ganze Thema Gutachten, Eintragung und Legalität einer Leistungssteigerung beim MINI (und im speziellen beim Countryman) sehr, sehr schwierig zu sein scheint. Ob das nun daran liegt, das dies (laut Aussagen einiger Tuner, mit denen ich die letzten Tage gesprochen habe) die meisten Kunden schlichtweg nicht interessiert und sie lieber mit nicht mehr ganz so legalen Autos im Strassenverkehr herumfahren und/oder im Falle eines Schadens hoffen, dass die Garage das Tuning nicht bemerkt (oder es gar zurückrüsten lassen), dass der Markt und die Nachfrage schlichtweg zu klein sind oder der N18 einfach keine gute BAsis für Tuning ist, möchte ich an dieser Stelle gar nicht thematisieren. Auch hier gilt wieder: all das ist nicht wertend gemeint, sondern nur eine Feststellung. Denn am Ende des Tages ist es zurecht jedermans und jederfraus eigene Entscheidung, wie er oder sie mit dem eigenen Auto, der Garantie, dem Garagisten des Vertrauens und dem Strassenverkehrsgesetz umgehen möchte. Ich für mich habe entschieden, dass ich bezüglich all dem lieber auf der sicheren Seite sein möchte.
Ich möchte dahingehend noch erwähnen, dass ich die "Glanzzeiten" von collaction.ch noch miterlebt habe. Ich weiss, dass einige von euch hier im Forum (und darüber hinaus) schlechte Erfahrungen mit Urs Hintermayer und Team gemacht haben, ich hatte aber bei ihm eigentlich immer ein gutes Gefühl, hatte (disclaimer!) selbst mal eine Leistungssteigerung von ihm in einem 135i und war auch der Meinung, dass er verstand, wobon er spricht - aber das könnt ihr besser beurteilen als ich!
Lange Rede, kurzer Sinn: als es collaction.ch noch gab und unabhängig davon, ob die Qualität der Arbeit nun über allen Zweifel erhaben war oder nicht, gab es für "Normalsterbliche" zumindest
eine Möglichkeit, in der Schweiz zu einigermassen erschwinglichen Preisen eine Leistungssteigerung an einem BMW und v.a. MINI durchführen zu lassen, die aufgrund der Anknüpfung von collaction.ch an die Christian Jakob Betriebe und die Tatsache, dass collaction.ch die MINI Challenge Fahrzeuge für die Schweiz aufgebaut hat, bezüglich Garantie und Zulassung zumindest einigermassen sicher war.
Genau so eine Möglichkeit habe ich eigentlich jetzt auch gesucht aber nichts gefunden. All dies führt mich wiederum zu...
Erkenntnis 4: die Garantie ist futsch...
Per se ist das ganze Thema Tuning bei BMW im Allgemeinen und offenbar bei MINI ganz besonders schwierig. Die "kleinen" 1.6l Turbo-Motoren scheinen bereits ab Werk so ausgereizt zu sein bzw. mit teilweise nicht sehr standfesten Teilen verbaut zu sein (Schubumluft-Membran, Turbo, Hochdruckpumpen, etc.), dass hier nicht genug Spiel für Tuner bleibt, um Leistungssteigerungen mit Zulassung und erst recht nicht mit Garantie anbieten zu können. Zudem scheinen gerade die Erfahrungen von und mit collaction.ch - wie man hört - einige Garagenbetriebe davon abzuhalten, hier selbst etwas anzubieten oder einzuspringen.
Endgültig den "Nuggi usätätscht" hat es mir dabei heute Nachmittag, als ich mit dem MINI-Verkäufer eines Garagenbetriebs telefoniert habe (Name wird hier bewusst nicht genannt) und dieser mir sagte, dass ich durch den Einbau eines KW V3, selbst wenn ich es von ihnen einbauen lassen würde, nicht nur die Garantie auf Lager, Achsen etc. verlieren würde (was ich noch verstehen kann), sondern auch die Garantie auf die Bremsen...!!!???!!!
Auch hier wieder: ich kann durchaus verstehen, dass man als Hersteller sagt, dass die Kunden gefälligst die Finger von der Modifikation der Produkte lassen lossen, die man in Millionen von Testkilometern perfektioniert hat und sich deshalb lieber absichert und mal sagt, dass die Garantie erlischt, sobald der Kunde etwas abändert. Aber die Garantie auf die Bremsen zu verlieren aufgrund eines anderen Fahrwerks erscheint mir dann doch etwas gar weit hergeholt, kleinlich und demotivierend (in Bezug aufs Thema Tuning...).
All dies wird verstärkt durch...
Erkenntnis 5: R56 hui, R60 pfui...
All das, was ich oben gesagt habe, wird weiter erschwert durch meine Beobachtung und meinen Eindruck, dass gerade der Hatch und gerade der R56 ein beliebtes Tuning-Objekt ist und es eigenltich auch einen (vergleichsweise) grossen Markt dafür gibt, der R60 diesbezüglich aber ein bisschen ein "Stiefmütterchen-Dasein" geniesst - trotz der vielen Gleichteile in Motor und Antriebsstrang. Dies unterstreicht auch die Aussage eines anderen MINI-Verkäufers, wonach 90% aller Countryman mit Automatik bestellt werden. Das in dieser Hinsicht beste Beispiel ist eigentlich...
Fallbeispiel: Andere Sitze - geht nicht...
Ich war eigentlich noch nie ein Fan der serienmässigen Sitze, die in den modernen MINIs verbaut wurden (in den neueren Sitzen wie z.B. denen im GP2 bin ich noch nie gesessen, muss ich dazu ssagen). Das heisst selbst wenn ich mir einen Hatch oder Clubman zulegen würde, würden dort die Sitze rausfliegen und entweder gegen die Zubehör-JCW-Schalensitze oder gleich gegen Recaro PolePositions getauscht werden.
Da der Countryman weder seitens der BMW Group / MINI, noch seitens der Tuner wirklich als "Enthusiasten-Mobil" verstanden wird (und der Tuning-Markt dementsprechend eingeschränkt ist), ist es schlichtweg nicht möglich, andere (bessere) Sitze in den Countryman JCW zu bekommen - wiederum mit der Einschränkung, dass möglichst alles zugelassen und eingetragen ist und die Garantie nicht tangiert.
Denn ja: man kriegt die JCW-Schalensitze oder die Recaro Sportster CS oder Recaro PolePosition schon
irgendwie in den Countryman - aber soweit ich gesehen habe nicht auf eine Art und Weise, die Herr und Frau MFK sowie Herr und Frau Streifenpolizist in der Schweiz zufriedenstellen würde.
Auch hierbei gilt wieder: ich möchte das gar nicht werten, denn wie der Countryman positioniert ist bzw. wird obliegt schlussendlich BMW bzw. MINI - und zurecht. Ich war einfach davon ausgegangen, dass spätestens nach dem Einsatz des Countryman in der WRC und Dakar zumindest ein kleines bisschen Sportlichkeit auch in die Strassenmodelle durchgesickert war und dass man den Kunden, die sich für dieses Fahrzeug interessieren, zumindest die Möglichkeit geben würde, das Fahrzeug dahingehend etwas zu "optimieren".